Viktor Martinowitsch
[Schriftsteller / Belarus]
stellt seinen Roman Revolution [2021] vor.
Gesprächsübersetzung: Thomas Weiler
Deutsche Lesung: Thomas Streipert

(TISCHGESPRÄCH II: Sonntag, 31. August 2025 / Beginn: 16.30 Uhr / Ort: AQUA MAGICA-Park)

 

»Der Roman Revolution ist eine Schleuderkammer der literarischen und politischen Anspielungen,
aufregend, erschreckend und sogar witzig.«
[Cornelia Geißler, Berliner Zeitung]

Kurz nach Veröffentlichung seines Romans Revolution in Deutschland im Jahr 2021 erklärte die FAZ Martinowitsch zu dem „vielleicht bedeutendste[n] Schriftsteller seines Landes“. Der Titel des Romans bezieht sich nicht auf die friedlichen Proteste der belarusischen Zivilbevölkerung als Ausdruck auf die gefälschten Präsidentschaftswahlen im Sommer 2020, auch wenn sich viele Demonstranten mit eben diesem Buch von Martinowitsch in der Hand haben fotografieren lassen. Martinowitsch selbst sagt über seinem Roman, dass er zwölf Jahre daran gearbeitet habe, weil er es für unentbehrlich für den gesamten postsowjetischen Einflussbereich gehalten habe, diese Geschichte über das Verhältnis von Macht und Freiheit in aller Ausführlichkeit und Sorgfalt auszuerzählen. Der Handlungsort von Revolution liegt nicht in Belarus, stattdessen verlagerte Martinowitsch die Geschehnisse seines Romans in das Russland Mitte der Nullerjahre, wo vor allem in Moskau Macht und Geld in einer geradezu mafiösen Symbiose herrschten. Die Hauptfigur des Romans, Michail German, ist ein karrierewilliger Intellektueller an einer Moskauer Privatuniversität. In einem klugen Spiel zwischen Fiktion und Realität wird er durch zweifelhafte Freunde in skrupellose Machenschaften hineingezogen. Mit dieser Konstellation eröffnet Martinowitsch die Frage nach der Verführung durch Macht und der menschlichen Neigung, sich zwischen Freiheit und Fügung und zwischen der Beibehaltung eines kritischen Denkens und der ohnmächtigen Übernahme herrschender Meinungen zu entscheiden, mit dem Wissen darum, letztlich zu einer Marionette der Macht degenerieren zu können.

Viktor Martinowitsch, der 1977 im damals noch zur Sowjetunion gehörenden Belarus geboren wurde, gehört zu den bekanntesten Autoren seines Landes. Während er 2012 noch den Maksim-Bahdanowitsch-Literaturpreis erhielt, wurde sein Roman Paranoia, mit dem er 2014 erstmals in Deutschland bekannt wurde, kurz nach Erscheinen in Belarus inoffiziell verboten. Obwohl er seitdem immer wieder Schwierigkeiten mit der Staatsmacht bekam, seine Bücher aus den Buchhandlungen in Belarus verbannt sind und er seit Jahren keine Bühne mehr in seiner Heimat betreten darf, lebt Martinowitsch weiterhin in Belarus.

»[…] die Rauschwirkung, die die Lektüre dieser dystopischen literarischen Machtstudie entfacht, [ist] nachhaltig.
Es ist ein Rausch, der uns zu den Ursprüngen menschlicher Existenz wirbelt, wo es um Gut und Böse, Gott und Teufel,
und um Leben und Tod geht.«
[Ingo Petz, neues deutschland]


Wolf Dirk Skiba

Viktor Martinowitsch