Tatiana Salem Levy
[Schriftstellerin / Portugal]
stellt ihren Roman Der Schlüssel zum Haus [2024] vor.
Gesprächsübersetzung: Michael Kegler
Deutsche Lesung: Mareike Greb

(THEMENABEND – AUFTRITT PORTUGAL: Samstag, 30. August 2025 / Beginn: 19.30 Uhr / AQUA MAGICA-Park)

 

»Ein wunderschönes Buch, scharfsinnig und tief empfunden,
jedes Wort prägnant und aufschlussreich.«
[Sydney Morning Herald]

Tatiana Salem Levy gilt als eine der großen Hoffnungen der modernen brasilianischen Literatur, die mit Clarice Lispector, Moacyr Scliar, der mit seinen historisch-fantastischen Erzählungen Weltruhm erlangte, oder auch Cíntia Moscovich durchaus von Autoren jüdischer Herkunft geprägt wurde.

Levy, deren kommunistische Eltern vor der Militärjunta in Brasilien nach Europa fliehen mussten, wurde 1979 in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon geboren. Ihre Familiengeschichte ist geprägt von Flucht und Vertreibung: Levys Großeltern stammen ursprünglich aus der Türkei und waren sephardische Juden. Deren Vorfahren wiederum stammten aber ursprünglich aus Portugal, aus dem sie im 15. Jahrhundert vor der Inquisition vertrieben wurden. Es ist deshalb kein Wunder, dass Verlust und Erinnerung im Werk von Tatiana Salem Levy immer wiederkehrende Themen sind.

Vor diesem Hintergrund sind auch in ihrem Roman Der Schlüssel zum Haus, der sich über drei Generationen erstreckt, Bruchstücke autobiographischer Elemente enthalten. »Im Grunde spiele ich mit dem Gedächtnis«, erzählt Levy in einem Interview. »Das Gedächtnis ist völlig in Fragmente und Splitter zerbrochen, das interessiert mich.«

In ihrem Roman verlässt der Großvater der Erzählerin seine türkische Heimatstadt Izmir wegen einer unerfüllten Liebe und baut sich in Brasilien ein neues Leben auf. Seine Tochter, die Mutter der Erzählerin, kämpft hier gegen die Militärdiktatur und flieht schließlich vor weiteren Regressionen mit ihrem Mann nach Portugal, wo die Erzählerin geboren wird. Nach einer gewaltsamen Beziehung ist die Erzählerin wie gelähmt und entkommt dieser inneren Leere erst, als der Großvater ihr den Schlüssel zum Haus seiner Familie in der Türkei übergibt und ihr den Auftrag erteilt, dorthin zu reisen. Die Erzählerin tritt schließlich die Reise an, um sich so von ihren Erlebnissen und der Vergangenheit ihrer Familiengeschichte zu befreien. Ein wichtiges Element in dem Roman sind dabei die imaginären Dialoge, die die Erzählerin mit ihrer bereits verstorbenen Mutter führt.

Der Schlüssel zum Haus ist der Debütroman von Tatiana Salem Levy. Der Roman war in Brasilien ein Bestseller, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und mit dem Literaturpreis von São Paulo ausgezeichnet.

»Tatiana Salem Levys Roman ist der Schlüssel, mit dem Leser und Leserinnen sich zahlreiche Gefühlsräume eines Hauses erschließen können,
in dem Sinnlichkeit und Vergänglichkeit, brodelnde und zerstörerische Liebe, Schmerz und Trost dicht beieinanderliegen.«
[Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur]


Julia Seloti

Tatiana Salem Levy