Antje Ràvik Strubel
[Schriftstellerin]
stellt ihren Roman Der Einfluss der Fasane [2025] vor.

(Sonntag, 31. August 2025 / Beginn: 15.00 Uhr / Ort: AQUA MAGICA-Park / Lesungen und Gespräche am Nachmittag)

 

»[Antje Rávik Strubel] hat ein wunderbares Sensoring für die politischen Schmerzpunkte unserer Gegenwart und blättert das auf, […]
sodass man atemlos diese Geschichte verfolgt.«
[Denis Scheck, WDR3 – Mosaik]

Ihren neuen Roman leitet Antje Rávik Strubel mit einem Zitat des schwedischen Schriftstellers Hjalmar Söderberg ein: »Es ist mit der Wahrheit wie mit der Sonne: Ihr Wert hängt für uns einzig und allein von der richtigen Distanz ab.« Am Ende des Romans ahnen die der Leser, dass sich die Handlung des Buches um die Verantwortung des Einzelnen in seiner Rolle als Teilnehmer innerhalb gesellschaftlicher Machtverhältnisse dreht und in dieser Rolle stets auch um den Umgang mit Wahrheit.

Rávik Strubel erzählt die Geschichte der Feuilletonchefin einer Berliner Zeitung: Hella Karl, so ihr Name, wacht eines Morgens in ihrer Villa am Wannsee auf und erfährt aus ihrer eigenen Zeitung vom Selbstmord des Theaterintendanten Kai Hochwerth, über dessen Übergriffigkeit gegenüber Schauspielerinnen sie kurz zuvor einen vernichtenden Artikel geschrieben hat. In den sozialen Medien entsteht rasch eine Opfer-Täter-Hetzkampagne gegen die Kulturchefin der Zeitung mit dem Vorwurf, der Intendant habe sich wegen ihres Artikels, der seinen Ruf ruiniert hat, umgebracht. Nach einer ungeschickten Stellungnahme zu diesem Vorwurf wird Hella Karl vom Zeitungsverlag in den Zwangsurlaub geschickt. »Mit dem gedruckten Wort schien auch das Bedürfnis nach der dreidimensionalen Welt langsam zu verschwinden«, diesen Gedanken schiebt Rávik Strubel ihrer Hauptfigur gleich am Beginn des Romans zu, die hier noch nicht ahnt, wie viel eindimensionale Hetze aus der digitalen Welt ihr entgegenfliegen wird. Den Roman durchzieht ein heiter-ironischer, bisweilen auch herrlich spöttischer Tonfall, der an eine Boulevardkomödie erinnern könnte, wäre das Thema um Macht, Verantwortung und dem Innehaben der vermeintlich richtigen Wahrheit in der heutigen Gesellschaft nicht so bitter.

»Literatur hat für mich mit Denken zu tun. Gute Literatur mit amoralischem, wildem Denken, das mich herausfordert und mir plötzlich jene Grenzen bewusst macht, die dem Alltagsgerede, dem Alltagswissen, den Alltagserfahrungen unbemerkt zugrunde liegen«, sagt Antje Rávik Strubel.

Geboren 1974, lebt und arbeitet Rávik Strubel als Schriftstellerin in Potsdam. Vielfach ausgezeichnet, erhielt sie 2021 für ihren Roman Blaue Frau den Deutschen Buchpreis. Neben ihrer schriftstellerischen Arbeit übersetzt sie auch aus dem Schwedischen und dem Englischen, unter anderem Joan Didion, die für ihre eigene Arbeit eine wichtige Rolle spielt.

»Das hat Rávik Strubel nun in der Tat von Nabokov gelernt, und zwar aus dessen Roman Pnin, der in seiner federleichten Verschränkung von Drama und Komödie das Konstruktionsprinzip von Der Einfluss der Fasane um siebzig Jahre vorwegnahm.«
[Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung]


Marcus Höhn

Antje Ràvik Strubel