Ingo Petz
[Schriftsteller / Belarus]
stellt sein Buch Rasender Stillstand [2025] vor.
(TISCHGESPRÄCH II: Sonntag, 31. August 2025 / Beginn: 16.30 Uhr / Ort: AQUA MAGICA-Park)
»Nachdem die Belarusen sich 2020 derart mutig zu Wort gemeldet haben
und sich damit in der internationalen Welt endlich als Kollektiv bemerkbar
und sichtbar gemacht haben, sind sie mittlerweile wieder ins Abseits gerutscht. […]
Es ist schmerzhaft anzusehen, wie sehr das Schicksal
der Belarusen vernachlässigt wird.«
[Ingo Petz]
Seit mehr als 25 Jahren beschäftigt sich der Journalist und Autor Ingo Petz in Reportagen, politischen Analysen, kulturhistorischen Essays mit den Entwicklungen in Osteuropa, vor allem in Belarus. Petz, 1973 geboren, studierte Geschichte, Slawistik und Politikwissenschaften in Köln und in Russland. Seit November 2020 leitet er die Belarus-Redaktion beim Online-Portal dekoder.org, die seit Mai 2024 als erstes deutsches Medienunternehmen in Russland zur „unerwünschten Organisation“ erklärt wurde.
In einem Interview mit der Zeitung jungle.world konstatiert Petz, das in Belarus nicht nur seitens der Bevölkerung, sondern auch seitens des Regimes eine Atmosphäre der Angst vorherrsche. Während die Machthaber deshalb den Druck auf die Bevölkerung erhöhten und es inzwischen rund 1.300 politische Gefangene in einem Land mit 9,2 Millionen Einwohnern gebe, hätten aufgrund der Repressionen seit dem Jahr 2021 etwa 600.000 Belarusen ihr Land verlassen. »Je länger die Diktatur weiter herrscht, desto größer wird die Gefahr, dass im postdemokratischen Teil der Bevölkerung die Hoffnungen auf einen Wandel schwinden …«, schreibt Petz in seinem Buch Rasender Stillstand. Belarus – eine Revolution und die Folgen. Dennoch hofft er, dass sich in einer dynamischen Zeit wie der unseren irgendwann auch für Belarus wieder ein Fenster für demokratische Veränderungen öffnen möge. Ein Grund für seine Hoffnung liefern ihm die zahlreichen Kunst- und Kulturveranstaltungen, die sich Belarus widmen: »Neue belarusische Literatur findet ihren Weg ins Deutsche, aktuell das Buch Samota der belarusischen Autorin und Lyrikerin Volha Hapeyeva oder das Epos Hunde Europas von Alhierd Bacharevič, das in Belarus für „extremistisch“ erklärt und damit verboten wurde«, wie Petz in der Zeitschrift Religion und Gesellschaft in Ost und West erklärt.
Ingo Petz gilt als einer der besten Belarus-Experten in Deutschland und wirft nun mit seinem Buch noch einmal einen Blick auf die Ereignisse im belarusischen Protestsommer 2020 und die darauffolgenden Jahre. Der letzte Satz lautet darin: »Die Geschichte der belarusischen Freiheitsbewegung ist noch nicht zu Ende.«
»Wer dieses Buch gelesen hat, wird – auch jenseits des Aufs und Abs medialer Aufmerksamkeits-Konjunktur – einen umfassenderen Blick
auf jenes nur scheinbar peripher-abgelegene Belarus bekommen …«
[Marko Martin, libmod.de]

Siarhei Balai