Martin Burckhardt
[Kulturtheoretiker, Schriftsteller, Audiokünstler]
Bücher u.a.: Über dem Luftmeer. Vom Unbehagen in der Moderne [2023]; Philosophie der Maschine [2018];
Alles und Nichts. Ein Pandämonium digitaler Weltvernichtung [2015; zusammen mit Dirk Höfer]
(Sonntag, 31. August 2025 / Beginn: 11.30 Uhr / Einlass: 11.15 Uhr / AQUA MAGICA-Park / Das Sonntagsgespräch – Forum für Demokratie)
»War die scientific community in den Kindertagen des Internets noch geneigt,
im Anschwellen gespeicherter Information einen Indikator für das
wachsende Weltwissen zu sehen, zeigt sich nun, dass sich Stumpfsinn,
Niedertracht und Aberglauben in nicht minderem, möglicherweise
sehr viel größerem Maße ausdehnen. Aber in der Hölle, das ist klar,
gehört auch dies zum Weltwissen.«
[Martin Burckhardt/Dirk Höfer in Alles und Nichts]
Der Schriftsteller und Kulturtheoretiker Martin Burckhardt, geboren 1957, lebt nach einem Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft und Geschichte seit 1985 als freier Autor und Audiokünstler in Berlin. Die Auseinandersetzung mit der Computerkultur brachte ihn dazu, sich als »elektrischer Autor« neben der Schrift auch Geräuschen, Bildern und Computerprogrammen als Ausdrucksformen zu bedienen. Sie inspirierte ihn außerdem zu einer mehrbändigen Geistesgeschichte der Maschine.
Burckhardts jüngstes Buch trägt den Untertitel Vom Unbehagen in der Moderne. Damit spielt der Autor auch auf Sigmund Freuds Essay Das Unbehagen in der Kultur an, in dem Freud feststellt, dass die Kulturentwicklung schlechthin „als der Lebenskampf der Menschenart“ zu begreifen sei. In der Moderne hat sich nun die Technik der Digitalisierung in diesen Lebenskampf eingemischt und stellt die Maschine neben den Menschen. Bei diesem Zusammentreffen ist für Burckhardt das Unbehagen »so ausgeprägt, dass man just in dem Augenblick, da mit der Digitalisierung das neue Betriebssystem der Gesellschaft zur Form gefunden hat, die Postmoderne ausgerufen hat – als könne man sich mit dieser Art Sprachmagie vor den Folgen des eingeleiteten Wandels schützen.«
Wir sind umgeben von Computern – von Maschinen, aber obwohl Computer seit Jahren aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, sei es am Arbeitsplatz, in Form von Smartphones oder der Ausweitung der Smart-Home-Technik, ist Burckhardt der Meinung, dass die Menschen noch nicht wirklich begonnen hätten, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, was die Vernetzung und die ständige Anwesenheit von Maschinen für uns als Menschen und als Gesellschaft überhaupt bedeutet.
»Wir sind nicht aufgeklärt. Wir müssten uns erst aufklären über die Gesetze des Denkens, aber die erwischen wir nicht, wenn wir von Fluch und Segen reden. Allein die ganze Rede über Technologie oszilliert immer zwischen religiösen Polen. Es wird diabolisiert oder in den Himmel projiziert als Erlösung. Das ist ein Punkt, in dem ich sagen würde, da hat das Denken noch gar nicht begonnen.«
[Martin Burckhardt, Deutschlandfunk Kultur]

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