Fernando Aramburu
[Schriftsteller]
stellt seinen Roman Der Junge [2025] vor.
Deutsche Lesung: Thomas Streipert
(Samstag, 30. August 2025 / Beginn: 14.30 Uhr / Ort: AQUA MAGICA-Park / Lesungen und Gespräche am Nachmittag)
Fernando Aramburu wurde 1959 in der baskischen Stadt San Sebastián in Spanien geboren. Während seines Studiums in Saragossa lernte er seine deutsche Frau kennen, mit der er Mitte der 1980er Jahre nach Hannover kam, wo er heute noch mit seiner Familie lebt. Zunächst arbeitete er als Spanischlehrer, widmete sich aber seit 2009 ganz der Literatur und schreibt zudem für spanische Zeitungen. 2016 kam sein Roman Patria heraus, der nicht nur in Spanien, sondern international zu einem Bestseller und inzwischen in über 20 Sprachen übersetzt wurde. 2018 erschien die Geschichte über Schuld, Vergebung, Freundschaft und Liebe im Zusammenhang mit dem ETA-Terrorismus schließlich in Deutschland und machte den Schriftsteller Aramburu auch hier schnell bekannt.
Wie schon in Patria geht es Aramburu in seinem neuen Roman Der Junge wieder um die literarische Bearbeitung des Zusammenhangs zwischen kollektiver Tragödie und privatem Schicksal. Auch hier schöpft der Autor aus realen Erfahrungen, die er einfühlsam mit den Seelenzuständen seiner Figuren kombiniert. »Die einzelnen Menschen, wie sie fühlen, zusammenleben, sich lieben oder hassen. Das interessiert mich«, sagte Aramburu schon in einem Interview kurz nach Erscheinen von Patria. Der reale Hintergrund in Der Junge ist eine Propangasexplosion, die sich 1980 in einer Grundschule im spanischen Baskenland ereignete und bei der viele Kinder zu Tode kamen. Die Handlung konzentriert sich auf die Familie des bei dem Unglück gestorbenen kleinen Nuco. Aramburu beschreibt, wie die Mutter Mariaje, der Vater José Miguel und der Großvater Nicasio jeweils auf eigene Art mit dem Unglück versuchen, fertig zu werden, wobei sich Nicasio strikt weigert, den Tod des Enkels zu akzeptieren. Der Autor erzählt und stellt dar, ohne über die Geschichte seine eigene Meinung zu lagern. Wie schwer ihm dies gefallen ist, zeigt die Einführung einer weiteren Erzählebene, in der der Autor den Text als eigen Erzählstimme einfügt, die über den Schreibprozess des Autors reflektiert.
Die wichtigste Funktion von Kultur und damit auch von Literatur ist für Aramburu, »dass sie die Menschen besser macht, […]. Und, dass sie uns freier macht. Durch Kultur werden wir in die Lage versetzt, die Realität selbst zu verstehen, ohne dass uns jemand bevormundet.« Dies gelingt ihm auch mit seinem neuen Roman.
»Aramburu begibt sich mit Tiefsinn, Eleganz und Gefühl, das alles andere ist als sentimental, in die Erzählung des Schmerzes, wenn er die Folgen des tragischen Todes einer Gruppe von Kindern beschreibt… Dem Autor ist einer seiner stimmigsten, schönsten und überzeugendsten Romane gelungen, ein Wunderwerk des sozialen Mitgefühls, des Eindringens in das Innere einer Familie und damit der universellen Empathie.«
[Juan Marqués, El Mundo]

Gabriele Pape