Tobias Roth
[Autor, Herausgeber, Übersetzer und heute Conférencier]
(Sonntag, 25. August 2024 / Beginn: 18.30 Uhr – Einlass: 18.00 Uhr / Zum Abschluss / AQUA MAGICA-Park)
»Frieden wird in Italien sein und dem Frieden folgen Wein und Tanz und Venus nach. Dieses Gesetz der Bäder lass uns halten.«
[Giovanni Pontano, Schriftsteller und Humanist; 1429 – 1503]
Tobias Roth, der 1985 in München geboren wurde, ist ein literarisches Multitalent. Er ist Lyriker, Übersetzer, Herausgeber und Mitbegründer des Verlages Das Kulturelle Gedächtnis. Wie er in die Renaissance „hineingeraten“ sei, wisse er nicht mehr genau, erzählte Roth vor einigen Jahren auf dem Kulturportal feuilletonscout.com. Aber, so Roth damals: „Es hängt wohl mit einer gewissen historischen Neugier zusammen. […]. Mit diesem Impuls landet man früher oder später in der Renaissance. Dieser Zeitraum stellt einen erheblichen Bruch dar, eine Umwälzung von vulkanischem Ausmaß. Die Wahrnehmung und das Weltverständnis befinden sich in Revolution.“
Seine Neugier schlug sich 2017 nach dem Studium der Sprach- und Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte in Freiburg und der Europäischen Literaturen in Berlin in einer Promotion über die Sonette des italienischen Renaissancephilosophen Giovanni Pico della Mirandola nieder. Bereits vor der Promotion stieß Roth immer wieder auf Texte des Renaissancegelehrten Giovanni Gioviano Pontano, vor allem auf dessen Gedichtzyklus Baiae, den er übersetzte und der 2016 erschien.
Einen noch umfangreicheren Blick in die Gedankenwelt und das Leben der Renaissance schenkte uns Tobias Roth 2020 in dem buchkünstlerisch gestalteten Band Welt der Renaissance. Hierin versammelt er eine eigens zusammengestellte Auswahl bekannter und unbekannter Literaten, Künstler und Humanisten jener Zeit, die aus der Nachahmung der Antike dem Menschen vor allem eine neue Haltung zur Welt und zum Menschsein schenkten. Auch Pontano kommt hier wieder zu Wort, der in der Dichtung die Bedeutung aufgehoben sah, „das Wunder, das Staunenswerte, das Nichtbegründbare und damit das Ab-Gründige im Hier und Jetzt […] zu bekunden“, so der Philosoph Ernesto Grassi, denn „die ursprüngliche Sprache ist nicht die rationale, sondern die poetische.“
Die Originaltexte aus der Renaissance wurden von Roth aus dem Lateinischen oder der italienischen Volkssprache, dem volgare, übersetzt. Dazu gibt er kurzweilige und kenntnisreiche Einführungen zu den einzelnen Autorinnen und Autoren. Dieses Prinzip hat er auch in seinen jüngsten Veröffentlichungen beibehalten: Einer dreibändigen Kulturgeschichte italienischer Städte der Renaissance – Neapel, Florenz und Rom.
»Heiß ging es her im Neapel der Renaissance – nicht nur auf den Gassen, sondern auch in der Literatur. Tobias Roth ist auf Furioses gestoßen und hat dabei gleich noch eine rebellische Dichterin entdeckt.« [Christa Sigg, Abendzeitung München]
Axel Gundermann