Marcello Fois
[Schriftsteller]
(Samstag, 24. August 2024 / Beginn: 15.30 Uhr / Ort: AQUA MAGICA-Park / Lesungen und Gespräche am Nachmittag)
Roman: Zwischen den Zeiten [2014]
Der Schriftsteller Marcello Fois ist mir das erste Mal bei dem wohl größten italienischen Literaturfest namens Festivaletteratura in der lombardischen Stadt Mantua aufgefallen. Eine große Auswahl seiner Bücher entdeckte ich in dem riesigen Bücherzelt auf dem größten Platz der mittelalterlichen Stadt. Eines davon trug den Titel L`invenzione degli italiani – Die Erfindung der Italiener und machte mich neugierig. Im Klappentext fand sich in der Inhaltsbeschreibung des 2021 veröffentlichten Buches die folgende Stelle, weshalb ich das Buch schließlich kaufte, weil mich die Ansicht, die der Autor offenbar vertrat, beeindruckte:
„Das heutige Italien ist ein Land, in dem diejenigen, die Bescheid wissen, verspottet werden. Ein Land, in dem die Franti – die Feiglinge, die sich an den Schwächsten vergreifen – zu Ministern werden; ein Land, in dem es notwendig zu sein scheint, seine schlimmste, rücksichtsloseste und herzloseste Seite zu zeigen, um sich zu behaupten. Demgegenüber erinnern uns diese Seiten [Anm. d. Verf.: Das Buch handelt von dem italienischen Klassiker Cuore des Autors Edmondo De Amicis; leider nicht auf Deutsch übersetzt] daran, dass die grundlegende Bedeutung der pädagogischen Erzählung von De Amicis gerade darin bestand, eine wesentliche Grammatik zu formulieren […], die auf Bildung, Empathie und Güte beruht und die es in Zeiten des Hasses mehr denn je gilt, wieder zu lernen.“
Marcello Fois, 1960 in Nùoro auf Sardinien geboren, ging Anfang der 1980er Jahre zum Studium der Literaturwissenschaften nach Bologna, wo er bis heute lebt. Er gehört zu den bekanntesten Schriftstellern Italiens und die Liste seiner Werke ist lang. Sie umfasst Erzählungen, Krimis, Essays, Gedichte, Theaterprosa und die gewichtige Trilogie der Familiensaga der Chironi, an der er zehn Jahre lang schrieb und darin auch Teile seiner eigenen Familiengeschichte verarbeitete.
Zwischen den Zeiten, der zweite Teil der Trilogie, handelt von Vincenzo Chironi, Sohn des kriegswahnsinnigen Luigi Ippolito, der in einem Waisenhaus in Triest als Sohn von niemand aufgewachsen ist. Das Papier eines Notars gibt ihm seinen Namen zurück und er begibt sich auf die beschwerliche Suche nach seiner Herkunft. Der Weg führt ihn nach Nùoro auf Sardinien, in die karge sardische Heimat seiner Vaterfamilie. Hier, wo alles Archaische der Insel den anbrechenden bürgerlichen Zeiten begegnet, erfährt Vincenzo, wie unlösbar das Individuum mit seiner Sippe verbunden ist.
»So archaisch die Geschehnisse anmuten mögen, Fois gelingt ein fesselndes Gemälde seiner Insel. Sein epischer Tonfall und die bildhafte Erzählweise passen sowohl zur Landschaft als auch zum Sujet. […] Die Verknüpfung von Archaischem und Zeitgenössischem wirkt vitalisierend. Marcello Fois bietet das beste Beispiel.«
[Maike Albath, Deutschlandfunk Kultur]
Daniela Zedda