Hildegard E. Keller

stellt die Dichterin Alfonsina Storni mit dem Gedichtband Ultra-Fantasía [2022] vor und ihren Roman Was wir scheinen [2021]

(LYRIK-ABEND / Die Autorenbegegnung I: In Zusammenarbeit mit der Emmaus-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen / Freitag, 25. August 2023 / Ort: Auferstehungskirche in der Innenstadt von Bad Oeynhausen / Beginn: 19.30 Uhr / Einlass: 18.45 Uhr — und — Lesungen und Gespräche am Nachmittag / Samstag, 26.08.2023 / 13.30 Uhr / Ort: AQUA MAGICA Landschafts- und Kulturpark)

Hildegard Elisabeth Keller, 1960 in St. Gallen in der Schweiz geboren, ist Germanistin und Hispanistin, war Literaturdozentin in neun Ländern und ist als Literaturkritikerin aus dem Fernsehen bekannt (2009-2019, Bachmannpreis ORF/3sat; Literaturclub SRF). 2019 gründete sie die Edition Maulhelden, für die sie auch die erste deutsche Werkausgabe von Alfonsina Storni übersetzte und gestaltete.

Zu Hildegard E. Kellers Roman Was wir scheinen:

(Lesungen und Gespräche am Nachmittag / Samstag, 26. August 2023 / Beginn: 14.30 Uhr)

Die politische Denkerin Hannah Arendt besitzt heute eine Aktualität wie kaum je zuvor. 1906 in Hannover geboren, war sie Philosophieschülerin von Martin Heidegger und Karl Jaspers. 1933 emigrierte sie vor den Nationalsozialisten nach Paris, 1941 nach New York. Hier arbeitete sie zunächst als Lektorin, dann als freie Autorin. Sie war Gastprofessorin in Princeton und Professorin an der University of Chicago. 1961 war sie unter den zahlreichen Prozessbeobachtern beim Eichmann-Prozess in Jerusalem. Ihr Prozessbericht, 1964 als Buch veröffentlicht, stieß bei Erscheinen auf heftige Ablehnung in Israel, Deutschland und in den USA und machte Arendt auf einen Schlag international bekannt. Ab 1967 lehrte sie an der New York School for Social Research in New York, wo sie 1975 starb.

Kann man über eine solche Frau ein Roman schreiben? Hildegard E. Keller kann es und rückt dabei die sehr persönliche, für viele unbekannte Welt der Hannah Arendt in den Mittelpunkt. Sie zeigt, dass Arendt mindestens ebenso sehr eine poetische Denkerin war wie eine politische. „Gedichte“, so Keller in einem Aufsatz über Arendt, „hatten tatsächlich eine existentielle Bedeutung für sie […]. Gedichte schenkten ihnen Trost und Widerstandskraft.“ In ihrem Lessing-Essay, den Hannah Arendt den Titel Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten gab, schrieb sie, dass „Weltlosigkeit […] leider immer eine Form der Barbarei“ sei. Dabei meinte sie mit „Weltlosigkeit“ den Verlust des Gemeinsinns, des gesunden Menschenverstandes und des Schönheitssinns, kurzum das absolute Gegenteil von „Weltoffenheit“ und „Weltliebe“. Mit den letzten beiden Begriffen, schrieb sie, „hängt aufs Engste zusammen, dass für Lessing Poesie Handlung war“. Ein Gedanke, der selbstverständlich auch für Arendt galt, deren poetisches Denken ein der Welt und den Mitmenschen zugewandtes Denken war und sich in einer konkreten, unnachgiebig weltoffenen und damit stets auch ehrlich-kritischen Haltung im Handeln ausdrückte.

„Diese Freundschaft zur Welt, wie ich sie im Roman erzähle“, sagt Hildegard E. Keller, „macht für mich Hannah Arendts Lebenskunst aus.“

Keller, die sich seit 2019 intensiver auf das eigene literarische Schreiben konzentriert, lehrte ab den frühen 1990er Jahren deutsche Literatur an vielen Universitäten im In- und Ausland. Zehn Jahre lang war sie Professorin an der Indiana University in Bloomington in den USA. Hier begann sie, sich nachdrücklich mit Hannah Arendt zu beschäftigen, die ihre erste feste Stelle als Professorin 1960 in Chicago, ebenfalls im amerikanischen Mittelwesten bekam.

»Die große Stärke dieses zudem unterhaltsam geschriebenen Romans ist es, dass man Hannah Arendt beim Zweifeln, beim Begreifen, beim Selberdenken eng begleiten darf.«
[Jens Uthoff, taz]


Ayse Yavas

Hildegard E. Keller