Fabio Pusterla
[Schriftsteller, Publizist]
(LYRIK-ABEND: In Zusammenarbeit mit der Emmaus-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen / Freitag, 23. August 2024 / Ort: Auferstehungskirche in der Innenstadt von Bad Oeynhausen / Beginn: 19.30 Uhr / Einlass: 18.45 Uhr)
Gedichtband: In der vorläufigen Ruhe des Flugs / Nella quiete provvisoria del volo [2021].
»Und schließlich bin ich zu dir gelangt habe dich wahrhaft gegrüßt und bleibe für immer im Gedanken an dich. Im verzweifelten Gedanken an dich und an uns, die wir das Unmögliche in den einzig uns möglichen Tagen erwarten.«
[Fabio Pusterla]
Wie Eugenio Montale so lässt auch Fabio Pusterla in seinen Gedichten nicht die Poesie über die Dinge reden, sondern es ist die Poesie, die den Dingen – Landschaften, Begegnungen, Tieren, Menschen, der Natur, Eindrücken und Gefühlen – ihre Sprache leiht. Es sind einfache Worte, mit denen es Pusterla, wie sein großer Vorgänger, vermeidet, das Greifbare in etwas Abstraktes zu verwandeln. Anstelle der Theorie steht bei Pusterla die konkrete Wahrnehmung. In einer Besprechung seines Gedichtbandes Solange die Zeit bleibt / Dum vacat hieß es in der Kulturbeilage Der Kleine Bund: „Pusterla legt gleichsam zärtlich die Hände auf diese Erde und fühlt ihren Puls.“ Das trifft auch auf den hier vorgestellten Gedichtband zu, der eine Auswahl aus den beiden in Italien erschienenen Gedichtsammlungen Argémann [2014] und Cenere, o terra [2018] darstellt.
Die Aufmerksamkeit seiner Gedichte gilt oft der Landschaft und der Natur, in der der Mensch als zivilisatorisches Element den Frieden und die Ruhe stört. Darunter mischen sich zentrale Gedanken über Entstehung und Zerfall, Tod und Leben, in denen mal mehr, mal weniger offen auch gesellschaftskritische Beobachtungen aufscheinen. Einigen Gedichten gehen Krisen voraus, die aber niemals in Hoffnungslosigkeit enden. Nach seinen Anfängen als Dichter gefragt, sagte Pusterla vor Jahren: „Am Beginn müssen Erschütterungen gestanden haben: jemand hat den Vorhang aufgerissen und die Welt erschien in einem neuen Licht.“ Dieses kleine Licht der Hoffnung findet sich auch am Ende seines jüngsten Gedichtbandes, wo es versöhnlich heißt: „Die Straße, die vor uns liegt, macht uns nun weniger Angst.“
Fabio Pusterla wurde 1957 in Mendrisio im schweizerischen Kanton Tessin geboren. Sein erster Gedichtband erschien 1985 und fand sofort die Zustimmung von Kritikern und Dichtern. Seine leuchtende und verständliche Poesie eroberte dann auch schnell das Publikum. 1986 erhielt Pusterla den Montale-Preis. Viele Auszeichnungen folgten und heute gilt Pusterla als einer der größten Dichter nicht nur der italienischsprachigen Schweiz.
»Pusterlas Lyrik besteht aus sehr genauen Versen, aus in Stein gemeißelten Worten, aus realistischen, präzisen Beschreibungen, die auf die wachsame Aufmerksamkeit des Dichters für die Dinge, für tiefe Gefühle hinweisen; […] Alles muss sich um eine Sagbarkeit bemühen, eine Lesbarkeit, die niemals vorhersehbar ist, aber im Geist und in der Seele des Lesers nachklingen muss und kann.«
[Stefano Vitale, Il Giornalaccio]

Corriere del Ticino