Etta Scollo
[Sängerin/Musikerin/Komponistin]
(Mittwoch, 21. August 2024 / Ort: Auferstehungskirche in der Innenstadt von Bad Oeynhausen / Beginn: 19.30 Uhr / Einlass: 18.45 Uhr)
»Die Stimme von Etta Scollo ist schon etwas Besonderes. Ein einzelnes Adjektiv reicht nicht aus, um sie zu beschreiben, dieses vielfältige und wandlungsfähige Organ, das mal verletzlich klingt und dann wieder protestierend […]. Es ist diese Bandbreite, die die Sizilianerin so faszinierend und so einzigartig macht, sie, die sich nicht mit Plattitüden zufrieden gibt, weder textlich noch musikalisch, sondern die sich den großen und den vergessenen Dichterinnen und Dichtern ihrer Heimat zuwendet, …«
[Thomas Kölsch, www.kultur-kritik.net]
Etta Scollo wurde 1958 in Catania auf Sizilien geboren. Ihr Vater war ein leidenschaftlicher Jazzmusiker. „Als ich jung war“, erzählt Scollo, „spielte mein Vater Gitarre und sang die Lieder von Domenico Modugno. Für Sizilien hat Domenico Modugno eine wichtige Rolle gespielt, weil er zum Sanremo Schlagerfestival ging […]. Mit seinem Lied hatte er einen durchschlagenden Erfolg, weltweit! Es hat den Schlager in Italien verändert, bis dahin waren es sehr kitschige Lieder […], aus einer bisschen falschen Welt erzählend, das Lied von der Mamma, das Lied der ewigen Liebe und so weiter. Aber jetzt, 1958, sang er plötzlich, dieses energiegeladene Volare.“
Etta Scollo wird schließlich selbst zu einer Musikerin, Sängerin, Komponistin und Liedermacherin, die mit ihren 16 veröffentlichten Musikalben, ihrer Zusammenarbeit mit international bekannten Musikern wie Franco Battiato, Paolo Fresu, Markus Stockhausen und Pippo Pollina sowie ihren zahlreichen Tourneen zu den beliebtesten italienischen Künstlerinnen in Deutschland und Europa zählt.
Ende der 1990er Jahre wendete sie sich intensiver ihren sizilianischen Wurzeln zu. Ausschlaggebend dafür war ihre musikalische Beziehung zur sizilianischen Volkssängerin Rosa Balistreri, deren Stimme sie mit 14 Jahren das erste Mal gehört, hat. Ihr widmete sie 2005 und 2006 die beiden Alben Canta Ro – Omaggio a Rosa Balistreri und Canta Ro in Trio, für die sie den Premio Pino Veneziano und den Weltmusikpreis Ruth erhielt und seitdem oft als „Stimme Siziliens“ beschrieben wird. Seit dieser Zeit verstärkte sich Scollos Interesse an der Erforschung, Verarbeitung und Neuinterpretation der musikalischen Traditionen Siziliens, wobei sie nie die Augen vor den Missständen und Ungerechtigkeiten der Gegenwart verschließt und sich musikalisch u.a. auch mit der Literatur eines Vincenzo Consolo und eines Paolo Di Stefano oder der Dichtung eines Ignazio Buttitta beschäftigt. Für die Kunstinstallation Lampedusa 351 komponierte sie zwei Lieder für die im Mittelmeer umgekommen, namenlos gebliebenen Flüchtlinge. Im Juni wurde Etta Scollo in Rom vom Präsidenten der Italienischen Republik, Sergio Mattarella, die Auszeichnung Offizier des Verdienstordens verliehen.
»… man muss sich stets erneuern, in dem, was das Leben und die Kunst bieten. Dazu muss man natürlich mutig sein. Auch mutig genug, wahrzunehmen, was um einen herum passiert.«
[Etta Scollo, globe-m / Medium für Kunst und Kultur]

Giulia Bersani