Zu dem Weltklassiker „Alice im Wunderland“
(Mittwoch, 23. August 2023 / Ort: Auferstehungskirche in der Innenstadt von Bad Oeynhausen / Beginn: 19.30 Uhr / Einlass: 18.45 Uhr)
»…, doch Alice hatte sich schon so sehr daran gewöhnt, von allen Dingen das Seltsamste zu erwarten, dass ihr der gewöhnliche Lauf der Welt recht dumm und langweilig erschien.«
[Lewis Carroll, Alice im Wunderland]
In einem wunderbaren Zusammenspiel aus poetischer Sprache und musikalischer Illustration entführen die Schauspieler Sylvia Wempner und Rolf Becker zusammen mit der kammermusikalischen Formation des Ensemble Vinorosso unter Leitung von Florian Stubenvoll das Publikum zum Auftakt der Poetischen Quellen 2023 in eine Nonsens-Welt voller kurioser Gestalten und absurder Begegnungen und tauchen in ein Wunderland frei von Logik und Naturgesetzen ein.
Selten wird ein Buch, das als Klassiker der Kinderliteratur gilt, auch zu den unumstrittenen Klassikern der Weltliteratur gezählt. Vielleicht ist dies neben Alice im Wunderland nur noch Pinocchio gelungen.
Alice in Wonderland, so der Originaltitel, erschien im Jahr 1865. Es wurde von dem Mathematikprofessor Charles Lutwidge Dodgson verfasst, der für die Veröffentlichung das Pseudonym Lewis Carroll benutzte. Im Gegensatz zu den Kinderbüchern seiner Zeit, wollte Carroll mit seiner Geschichte weder erzieherisch wirken noch moralisch ermahnen und war damit seiner Zeit weit voraus. Das trug nicht zuletzt zu dem unvorhersehbaren, dann aber weltweiten Erfolg von Alice im Wunderland bei, das inzwischen in mehr als 170 Sprachen übersetzt wurde und dessen Abenteuer und Figuren aus der Geschichte längst Teil der Popkultur sind, an erster Stelle sicherlich das weiße Kaninchen als Führer durch diese wunderbare Parallelwelt.
Es gibt fast keinen künstlerischen Bereich, der nicht in irgendeiner Form eine Adaption von Alice im Wunderland erschaffen hätte, sei es Literatur, Film, Tanz, Oper, Pop Musik und Jazz, Theater, Comic oder Malerei. Eines der bekanntesten Motive ist dabei immer wieder der Beginn, in dem Alice, die sich mit ihrer Schwester im Garten langweilt, ein weißes Kaninchen mit einer Uhr in seiner Westentasche entdeckt, ihm in seinen Bau nachklettert und plötzlich ins Wunderland gelangt, in dem die Ordnungsprinzipien und Konventionen der Welt aufgehoben sind. Stattdessen herrscht hier das Liebevoll-Anarchische und das Grandios-Phantastische in großer und zeitloser Unbekümmertheit und stellt eine Gegenwelt dar, die Alice durch Beobachtungen und Fragen zu erkunden sucht und die in Person der Raupe umgekehrt Alice wie auch den Leserinnen und Lesern die schwierige Frage entgegenstellt: „Wer bist denn du?“

John Tenniel