Aleš Šteger

Bücher u.a.: Atemprotokolle [2023], Das Lachen der Götter [2023]
(Die Autorenbegegnung II: Samstag, 26. August 2023 / Beginn: 19.30 Uhr / Einlass: 18.45 Uhr)

»Wenn ein Mensch nicht frei ist, Wenn er nicht weiß, was der Himmel ist, Lässt er sich leicht einsperren Ins Versprechen der Freiheit.«
Aleš Šteger

Trotz der Zerbrechlichkeit der Gesellschaft und der Brüchigkeit der Sprache ist der Mensch in beiden beheimatet und hat letztlich nur die Sprache, um mit sich selbst und mit der Gemeinschaft um ihn herum ein Gespräch aufzunehmen, um eine Position für sein Ich, seine Existenz zu finden. Der Weg dahin ist von Unsicherheiten und Unwägbarkeiten gezeichnet und der Ansturm von drängenden Fragen der Zeit, der in der digitalen Welt unaufhörlich ist, führt dazu, dass wir uns auf diesem Weg in den Prozessen des Alltäglichen und immer Oberflächlicheren mit all seinen Ablenkungen vollends verlieren. Aus einem solchen Bewusstseinszustand ist das jüngste Buch von Aleš Šteger Atemprotokolle entstanden. In einem Gespräch erzählt er: »Ich empfand diesen Prozess als einen extremen Verfallprozess in mir. Als ob meine innere Welt absolut einbrechen würde. […]. Ich habe dieses Bedürfnis [zu notieren] gespürt, es kamen Sätze aus dem Jenseits, teils auch kitschige, zu kluge Sätze für Lyrik, die aber irgendwohin führten und ich habe mich dem ganz überlassen […].« Eigentlich traue er sich gar nicht, das Buch als Gedichtband zu bezeichnen, meint Šteger, weil es sich vielmehr um eine Sammlung von Protokollen handelt, die er innerhalb weniger Tage, während eines einwöchigen Workshops zu Holotropem Atmen, zumeist in den Pausen notiert hat.

Auch Dichtung ist bei Aleš Šteger Atemarbeit, die sich auf den ganzen Körper ausdehnt und diesen öffnet für die Weite und die Überraschungen, die die Welt bereithält. »Das Unendliche kann man / Vielleicht beschreiben mit einem / Satz, der sich in alle Richtungen öffnet«, heißt es in einem seiner Gedichte.

Šteger, geboren 1973 in der ehemals jugoslawischen, heute slowenischen Stadt Ptuj, ist neben Drago Jančar der meistübersetzte slowenische Schriftsteller in Deutschland. Er schreibt Gedichte, Erzählungen, Romane, Essays und beschreibt die Art seines Schreibens wie folgt: »Es handelt sich um eine extrem offene, unvorhersehbare und mutierende Form des Schreibens, deshalb eben ist der Ansatz poetisch.«

»Was überrascht einen Dichter? Die Frage erhebt sich als erstes, weil ich glaube, dass Aleš Šteger einer ist, der sich gern selbst überrascht und von den Ereignissen überraschen lässt. Seit ich ihn lese, weiß ich, da schreibt einer, der es mit dem Zufall aufgenommen hat. Er steuert auf Konstellationen zu, in denen sich blitzartig die Vielfalt des Lebens erhellt.«
[Durs Grünbein über seinen Dichterkollegen Aleš Šteger]


Mankica Kranjec

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