Alberto Manguel

[Schriftsteller]

(Donnerstag, 22. August 2024 / Beginn: 19.30 Uhr / Einlass: 18.45 Uhr — Ort: AQUA MAGICA-Park)

Bücher u.a.: Die verborgene Bibliothek [2018], Eine Stadt aus Worten [2011].

»Literatur ist vor allem Schönheit, ein Akt der Schönheit, auch wenn es sich um traurige, melancholische, verzweifelte Geschichten handelt, was vorkommt. Literatur erlaubt uns, alle diese Zustände wahrzunehmen, ohne zu leiden. Sie erlaubt uns Erfahrungen zu machen, ohne dass wir diese Erfahrungen direkt erleben müssen, allein durch unsere Vorstellungskraft.«
[Alberto Manguel im Gespräch mit Maryanne Wolf, Turiner Buchmesse 2024]

Den Schriftsteller, Essayisten, Literaturdozenten, Übersetzer, Bibliothekar, vor allem anderen aber den Leser Alberto Manguel als Gast bei den Poetischen Quellen begrüßen zu dürfen, ist ein großes Glück, den er steht mit seiner weltweiten Bekanntheit für genau das, was das Anliegen dieses Literaturfestes seit Bestehen ist: Für das Lesen von Büchern, von Literatur, und zwar nicht verstanden als weltabgewandtes Hobby und Flucht vor der Realität, sondern ganz im Gegenteil als Neugier der Welt und dem Leben in seiner ganzen Vielfalt gegenüber.

Diese Vielfalt liegt im Wesen von Alberto Manguel selbst: 1948 wurde er in Buenos Aires, Argentinien geboren, wuchs in Israel und Argentinien auf, arbeitete und lebte in Paris, Mailand, Tahiti, New York, London und Toronto und besitzt heute die kanadische Staatsbürgerschaft. Vielleicht ist es die Erfahrung seiner kosmopolitischen Wanderjahre, die ihn feststellen lassen, dass „eine Nation […] ihre Identität aus der Literatur [bezieht].“ Mit vier Jahren, erzählt Manguel, „entdeckte“ er, dass er Lesen konnte. Als sechszehnjähriger Jugendlicher in Buenos Aires war er für längere Zeit ein Vorleser des erblindenden Dichters Jorge Luis Borges, dessen ehemaliges Amt als Direktor der argentinischen Nationalbibliothek Manguel von 2016 bis 2018 innehatte. Um Bücher um sich zu haben, muss er aber keine öffentliche Bibliothek aufsuchen, weil er selbst eine der größten Privatbibliotheken mit 40.000 Büchern besitzt, besser gesagt besaß, denn im Herbst 2020 schenkte er sie der Stadt Lissabon, die damit ein Studienzentrum für die Geschichte des Lesens einrichten will, das im kommenden Jahr hoffentlich eröffnet werden kann, mit Manguel als Direktor, der dafür bereits nach Portugal umgezogen ist und die Sprache lernt.

Mit dem Erscheinen seines Buches Eine Geschichte des Lesens im Jahr 1996 wurde Manguel fast über Nacht berühmt. Das Buch verkaufte sich weltweit millionenfach und wurde in 35 Sprachen übersetzt. Neben einem Roman und zwei Kurzromanen drehen sich die meisten Bücher von Manguel um die Literatur und das Lesen. Ein wichtiger Aspekt von Literatur, von Büchern und Bibliotheken, ist für Manguel die Bewahrung von Erinnerung. „Das Lesen bewahrt die Geschichten, die Erinnerungen und bewahrt uns vor dem Vergessen, dass wir Menschen sind“, erklärte er im Mai auf der Turiner Buchmesse. Es gibt kaum einen würdigeren Preisträger des Gutenberg-Preises der Stadt Mainz, den Alberto Manguel 2018 erhielt.


Carlos Freire

Alberto Manguel